Durch das kreative Gestalten können Kinder verschiedene Erfahrungen sammeln. Die Geschichte von Mira und ihrem Bild zeigt sehr gut, dass sie in dem Entstehungsprozess ihres Werks einiges gelernt und so ihre Gestaltungsmöglichkeiten erweitert hat.

In den Ferien

Mira hat gerade ein paar Fische mit der Nadel gefilzt. Jetzt stöbert sie in der Stroffrestekiste. Mit ihren Fischen möchte sie gerne ein Bild gestalten. In einem Regal entdeckt sie außerdem Perlen und Pailetten. Ich gebe Mira einen Karton, auf dem sie alles arrangiert. Gemeinsam kleben wir alle Fundstücke und selbstgemachten Werke auf den Karton auf.

Erfahrungen

Mira hat im Prozess des Gestaltens verschiedene Materialien kennengelernt.

• Sie hat erfahren, dass flauschige Wolle mit einer bestimmten Nadel zu einem festen Körper gefilzt werden kann.
• Sie hat in der Stoffkiste verschiedene Stoffe berührt. Manche haben eine flauschige Oberfläche, manche eine raue, einige sind dehnbar, andere sind fest.

Kinder zeigen oft Originalität und Risikobereitschaft bei der Kombination einzelner Elemente. Materialien werden von ihnen neu interpretiert und zweckentfremdet. Indem sie Achtsamkeit in der Auseinandersetzung damit zeigen, erfahren sie mehr über die Eigenschaften der Materialien. Die Kinder eignen sich haptische Eindrücke und Kenntnisse über die Anwendung an. So können sie mit der Zeit das Material und seine Eigenschaften immer differenzierter unterscheiden und gezielter einsetzen.

Im Gestaltungsprozess zeigen die Kinder oft Flexibilität bei der Verwendung des Materials. Mira hat zum Beispiel erkannt, dass Stoffe nicht nur zusammengenäht sondern auch aufgeklebt werden können. Durch ihre Erfahrungen erlangen sie die Fähigkeit, aus dem vielfältigen Angebot eine selbstbestimmte Wahl zu treffen.

Wenn sie das Material gut kennen, können die Kinder gezielt auswählen, um sich individuell Auszudrücken. Durch das Gestalten können sie z.B. Gefühle und Gedanken verarbeiten und bewältigen.

Kinder lernen, indem sie aktiv sind und selbständig etwas tun, was sie interessiert und wovon sie begeistert sind. Voraussetzung dafür ist eine anregende Umgebung mit Materialien, die das Kind zur Aktivität auffordern. Eine ungezwungene, lustbetonte Atmosphäre ist ebenfalls hilfreich. Ebenso eine Ja-Umgebung, in der die Kinder sich an den Materialien bedienen und sie auch zweckentfremden können, trägt zu einer angenehmen Atmosphäre bei.
Alle Materialien, die Mira verwendet hat, waren für sie gut sichtbar und zugänglich aufbewahrt und alle diese Materialien dürfen von den Kindern verwendet werden.

Meine Tipps:

• Stelle deinem Kind zu Hause vielfältiges Bastel-Material bereit. Bei diesem Material kann sich dein Kind dann uneingeschränkt bedienen. Gib also z.B. keine Papiere, die du gerne verarbeiten möchtest dazu.
• Lagere das Material in durchsichtigen Behältern oder unverschlossenen Regalen, damit sich dein Kind hier zu einer Bastelarbeit inspirieren lassen kann.
• Das zur Verfügung gestellte Material kann das Kind verwenden, wie es möchte. Auch wenn es einen riesigen Haufen zusammengeklebter Dinge herstellt, hat das Kind dabei einiges gelernt. Und das zählt viel mehr, als die Ästhetik des Projekts.

Hast du fragen, möchtest du mir von deinen Erfahrungen erzählen oder deine Gedanken dazu teilen?
Hinterlasse einen Kommentar oder schreibe mir eine Nachricht!

dani.redl@atelierunico.com